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Von Soraya | Foto: Soraya
Spielbericht
Ein Adrenalinkick, der einem Erdbeben ähnelte: So schoss Jesse Virtanen die Fans ins Delirium
Ambrì zeigt ein perfektes Wochenende. Dank einem Sieg gegen Zug (3:2) und Langnau (2:1 n.V) holen die Leventiner fünf Punkte. Während man Freitag über 60 Minuten das Gotthardderby dominierte, wollte der Puck gegen die Tigers 59 Minuten nicht ins Tor, bis Jessse Virtanen kam...
0,2 Sekunden. So viel Zeit stand noch auf dem Videowürfel, als die Gottardo Arena plötzlich zu beben begann. Der Boden zitterte, als hätten sich die Erdplatten unter der Leventina verschoben. Doch es war kein Erdbeben, das die Fans in Ekstase brachte, sondern ein finnischer Verteidiger namens Jesse Virtanen.
Wir drehen die Uhr ein paar Sekunden zurück. So wie es die Schiedsrichter in der spannenden Schlussphase ebenfalls zweimal machten. Während 59 Minuten gelang dem HC Ambrì-Piotta kein Tor. Die Langnauer schossen zwar ein Treffer, mehr liess der HCAP-Torhüter Janne Juvonen aber auch nicht zu. So kam es im dritten Drittel beim Stand von 0:1 sowie einem sechsten Feldspieler zu den entscheidenden Sekunden im Spiel zwischen den Leventinern und den Tigers. Doch der Puck wollte nicht ins Tor. Einmal in die Fanghand, einmal zwischen die Schoner, einmal ins Netz über dem Tor: 48 Schüsse und keiner ging rein. Auch die Sekunden auf dem Videowürfel wurden immer weniger.
Am Schluss waren noch 4,4 Sekunden zu spielen. Im Eishockey kann diese Zeit durchaus reichen. Und dann passiert das, an was die meisten nicht mehr geglaubt haben, aber dennoch viele in der Gottardo Arena hofften: Der Ausgleich. Michael Spacek gewann das Bully und der Puck kam nach hinten zu Tim Heed. Dieser brachte die Scheibe vors Tor und via Schlittschuh kam sie zu Jesse Virtanen. Mit einem Backhand-Heber erzielte er sein zweites Saisontor - zwei machte er im ersten Saisonduell gegen Langnau. Das war es: Tor für Ambrì!
Dank Extraschwung der Fans
Und was danach passierte, brachte die Tifosi ins nächste Delirium. In der Verlängerung schoss Johnny Kneubühler den HCAP zum Sieg und machte das Wochenende perfekt. Michael Spacek behielt die nötigen Nerven. Er sprintete in die gegnerische Zone und wartete bis Kneubuehler am perfekten Ort stand. Ein Pass, ein Schuss, ein Tor. Dominic Zwerger sagte nach der Partie, dass dieses Beben der Fans nach dem Ausgleich dem Team nochmals einen Extraschwung gab und fügte hinzu: «Mit diesem Extraschwung haben wir den Sieg geholt.»
So manch einer erwischte sich am Sonntag beim Schauen der Zusammenfassung des Spiels. Weil diese letzten zehn Sekunden könnte kein Filmdirektor besser schreiben und werden sehr, sehr lange nicht vergessen werden. Dabei ist den meisten aufgefallen, dass es vor ein paar Wochen ein ähnliches Spiel gab. Dort waren die ZSC Lions der Gegner. Ambrì holte damals in den letzten drei Minuten einen 3:1-Vorsprung der Zürcher auf und siegte ebenfalls in der Verlängerung. Zu beiden Partien sagte Zwerger: «Wir geben nie auf.»
Weniger emotional aber genauso wichtig war die Partie gegen Zug am Freitag. Dort führte Ambrì als Underdog nach zehn Minuten bereits mit 2:0. Die Zuger hatten sichtlich Mühe gegen das kämpferische und vor allem offensive Ambrì zu spielen. Weiter kam dazu, dass Goalie Benjamin Conz bis auf zwei alle 32 Schüsse hielt. Die Leventiner waren im Gotthardderby kaum zu stoppen. Dank drei Treffern, davon das erste National-League-Tor von Tommaso de Luca, holte sich Ambrì die drei Punkte. Weitere zwei kamen nach dem 2:1 Sieg gegen Langnau dazu. Einmal mehr kann man erhobenen Hauptes ins Heimderby kommenden Freitag gehen.