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Von Fabiano | Foto: Soraya
Spielbericht
Das beste Ambrì unter Cereda
Luca Cereda ist seit sechs Saisons und 20 Spielen Trainer der Squadra. So stabil habe ich sie noch nie gesehen. Eine ganz persönliche Bestandesaufnahme zur ersten Pause.
Morgen Montag geht es für Cereda los an den Karjala Cup nach Tampere, wo er als Assistent von Fischer amten wird. Der Vertrag von Letzterem läuft nach der kommenden WM 2024 aus. Was danach sein wird, keiner weiss es. 2026 steht die Heim-Wm an und damit schon fast vor der Tür. Dass Cere der nächste Nationaltrainer der Schweiz wird, ist ganz objektiv betrachtet, nicht so abwegig. Gar ein Rollentausch würde ich nicht ausschliessen wollen. Fischer und Cereda haben eine ähnliche Herangehensweise ans Hockey. Ob er auf Klubebene zurück gehen würde, ist dann noch eine ganz andere Frage.
Bis dann vergehen aber noch so viele Momente und Geschichten zuhauf werden geschrieben werden. Geht es in der Kadenz der letzten zehn Wochen weiter, könnten mehrere Bücher gefüllt werden. Letztmals fünf Siege in Folge gab es zum Ende der Saison 2021/22. Damals waren es sechs Siege hintereinander. Dass man aber einen solchen Effort bewerkstelligen konnte und musste, um in die Pre-Playoffs zu kommen, ist dem unbändigen Willen und der mentalen Stärke mit dem Messer am Hals zuzuschreiben. Das ist nun nicht der Fall und dennoch schafft man es die Spiele auf seine Seite zu ziehen. Da kann man berechtigterweise einwerfen, dass Glück und Pech in diesem Sport oft an einem seidenen Faden hängen. Niemand weiss was gewesen wäre, wenn die schon jetzt legendäre 0.2-Sekunden-Story gegen Langnau nicht gewesen wäre. Auf der anderen Seite ist es genau das, dass man nie aufgibt und bis zur allerletzten Sekunde an das Tor glaubt.
Der These, der gewonnen Stabilität gibt das vergangene Wochenende noch mehr Halt. Nach einem hoch emotionalen Derby lief oft nicht viel zusammen – nicht so diesmal. Keine 24 Stunden später folgte in Davos eine sehr solide Leistung. Sieben Spieler waren für die acht Tore verantwortlich. Juvonen und Conz haben ihr Übriges zu den Punkten getan.
Fünf Siege in Folge hat es selbst in der Playoff-Saison 2018/19 nicht gegeben. Die Erklärung ist aus meiner Sicht sehr nahe liegend. Kein Spieler bzw. Linie kann 52 Spiele auf optimalen Niveau durchspielen – auch nicht Kubalik. Der Tscheche, Marco Müller und Dominic Zwerger haben das Team getragen und teilweise auch etwas getäuscht. Nur fünf Spieler haben am Saisonende 27 oder mehr Punkte auf dem Konto gehabt. Nun haben sieben Akteure 12 oder mehr Zähler ergattert. Auf die Saison hochgerechnet ergäbe das 31 oder mehr Punkte. Waren es damals 2.79 erzielte Tore pro Spiel, liegt dieser Wert nun bei 3.05. Kommt dazu, dass die Squadra bisher leicht weniger Tore kassiert als vor fünf Jahren. Das war so nicht unbedingt zu erwarten.
Um gleich noch ein statistischer Wert hinterher zu jagen, sei angefügt, dass Ambrì in den letzten zwei Saisons jeweils 66 Punkte geholt hat. Bei fast der Hälfte steht man schon jetzt. Einmal hat es für Platz 10 gereicht, einmal klar nicht. Erfahrungswerte gibt es wegen der zweimal gewechselten Ligagrösse nicht. Stand jetzt sieht es so aus, dass 70 Punkte für die Top 10 reichen werden, aber diese Aussage ist sehr vage. Ambrì ist mit 1.600 Punkten pro Spiel auf Pace 83 Punkte. 2018/19 waren es in 50 Spielen 79 Punkte. Das entspricht 1.580 Punkten pro Spiel.
So, das sind genügend Zahlen. Damit wollte ich nur unterstreichen, dass sehr viele Indikatoren nach oben zeigen. Ambrì ist gerade daran ihr schnelles Umschaltspiel zu perfektionieren. Gegen Davos fielen alle drei Tore Off-the-rush (Schussabgabe 5 Sekunden nach Überfahrt der gegnerischen blauen Linie). Da schmerzt es auch nicht so sehr, dass das Powerplay nicht mehr so überragend funktioniert wie zu Saisonbeginn. Das ist aber auch normal, dass sich die Gegner besser auf die jeweiligen Varianten einstellen können. Dass das Team darauf mit anderen Mitteln reagieren kann und einen anderen Weg zu Siegen findet, ist eine neue Qualität. Momentan sieht es so aus, dass man auch problemlos die eine oder andere Verletzung verkraften könnte. Hatte man vor der Saison noch Bammel mit Blick auf die Defensive, darf man erfreut konstatieren, dass sich viele Spieler über den Erwartungen schnell entwickelt haben. Dazu spielt es kaum eine Rolle, ob Stürmer oder Verteidiger. Bei einem Mangel kann das wohl aufgefangen werden.
Man darf sehr optimistisch auf die kommenden vier Monate schauen, aber eines darf man nicht. Vergesst nicht woher wir kommen und bleibt demütig. Alles andere wäre nicht Ambrì.