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12. Oktober 2025
Von Soraya | Foto: Soraya
Spielbericht

Ein Trauerspiel zum Neuanfang

Nach dem Verrat verliessen Luca Cereda und Paolo Duca am Mittwoch per sofort den HCAP. Was blieb, ist ein Scherbenhaufen, wütende Fans und viel Ungewissheit. Das Kellerduell am Freitag ging in die Geschichtsbücher. Eine Reportage vom Neustart.

Niemand hämmert beim Kellerduell gegen Ajoie die Schläger auf die Trommel. Auch die Fahnen bleiben unten. Es ist ruhig in der Gottardo Arena. So ruhig, als würde man darauf warten, dass der Stadionspeaker die Trauerminute beendet. Zwar ist glücklicherweise niemand gestorben, aber die 6500 Fans im Stadion trauern dennoch alle.

In Ambrì gibt es nach dem unfreiwilligen Rücktritt von Luca Cereda und Paolo Duca nichts zu feiern. Zumindest nicht vor Beginn der Partie. Mit einem Transparent setzen die Fans in der Kurve ein erstes Zeichen: «Zwei Menschen, mit denen wir uns stolz identifiziert haben, ein Traum, aus dem wir traurig erwacht sind.»

Der Traum ist am Mittwoch bei der Pressekonferenz geplatzt. Nachdem Präsident Filippo Lombardi sich am Montag mit einem anderen Trainer getroffen hat, fühlten sich Sportchef und Trainer hintergangen und gaben ihren Rücktritt bekannt. Auch Lombardi zog für seinen Fehler die Reisslinie und legte sein Amt nieder. Die Fans fühlen sich ebenfalls hintergangen. «Ihr habt nicht nur zwei Menschen verraten, sondern ein ganzes Volk und seine Identität», heisst es auf dem nächsten Banner. «Schämt euch!»

Schwärzester Tag in der Geschichte
Auf der Website der Fangruppierung «Gioventù Biancoblu» sind die Wörter noch schärfer. Die Ambrì-Ultras sprechen vom schwärzesten Tag in der weissblauen Geschichte. Zwar war ihnen bewusst, dass sich die Wege zwischen Ambrì sowie Paolo Duca und Luca Cereda einmal trennen würden, aber nicht in dieser Art. Sie fordern deshalb einen radikalen Wechsel in der Führung des Klubs. «Unsere Geduld für die Ergebnisse war vorhanden, aber die für die ständigen institutionellen Fehltritte ist schon lange zu Ende», heisst es.

Doch so wütend die Transparente und die Meinung klingen, ist die Stimmung in der Gottardo Arena längst nicht. Die Fans zeigen sich zwar enttäuscht, aber auch kämpferisch. In den ersten Minuten widmen sie ihre Gesänge an Cereda und Duca. Nach fünf Minuten nehmen sie ihre gewöhnliche Unterstützung wieder auf, als hätte diese Pressekonferenz nie stattgefunden. Auch auf der Website des HCAP sind Luca Cereda noch als Headcoach und Paolo Duca als Sportchef aufgeführt. Würde man Ambrì nur auf ihren Kanälen der sozialen Medien oder auf ihrer Website folgen, so könnte man meinen, alles wäre in Ordnung. Das ist es aber nicht.

Die Fahnen und Trommelschläge sollen Ambrì zu einem der wichtigsten Siege führen. Denn ein Boykott der Fans wäre in so einer Situation zwar ein starkes Zeichen gegen die Teppichetage, jedoch kontraproduktiv für das Team. Denn die Leventiner brauchen genau in diesen Stunden Unterstützung und Halt.

Captain Grassi schreibt fleissig Notizen
Dominic Zwerger bedankt sich am Freitag mit zwei Toren bei den Fans. Als er seinen zweiten Treffer erzielt, packt er sein Trikot mit dem Handschuh und zeigt, dass er auch als Österreicher ein Sohn des Tals geworden ist. Dieses Eishockeyspiel zwischen dem HCAP und Ajoie war kein Kellerduell. Es war von der Qualität sogar unterirdisch. Doch das spielte an diesem Abend keine Rolle. Was zählte, waren die drei Punkte. Am Samstag in Zürich hingegen spielte Ambrì das beste Spiel der Saison. Traumpässe, starke Defensive und ein Torhüter, der kaum etwas zuliess: es war wahrlich eine Freude dem Team zuzuschauen.

Die beiden Interimstrainer René Matte und Éric Landry ballten in Zürich nach einem weiteren Sieg die Faust. Auch Daniele Grassi freute sich hinter der Bande. Der verletzte Captain unterstützte das neue Trainer-Duo und schrieb fleissig Notizen. Ob er das nächste Eigengewächs sein wird, das Ambrì an der Bande – wie einst Luca Cereda – zum Sieg peitscht, wird sich zeigen.

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